Die St.-Marien-Kirche, eine
dreischiffige Hallenkirche, gehört zur Norddeutschen Backsteingotik. Der frühgotische Chor mit Kreuzrippengewölbe lässt die Grundsteinlegung um 1250 vermuten. Vollendet war der Bau mit dem nachträglichen Anbau des Turmes um 1450.
Die Kirche wurde 1333 zum ersten Mal erwähnt, seit 1340 unter dem heutigen Namen Sankt Marien. Aus der Zeit um 1400 stammt die Wandmalerei im Kreuzgewölbe des ersten Jochs im südlichen Seitenschiff. Es zeigt Christus als Weltenrichter. Zu beiden Seiten des Altars befinden sich Sakristeien, die als Beichträume genutzt wurden.
Das Kircheninnere wurde im Laufe der Jahrhunderte oft verändert. Einschneidend waren sicher die Veränderungen mit Einführung der Reformation, hier Barth um 1535.
Die letzte umfassende Umgestaltung erfolgte auf Veranlassung Friedrich Wilhelms IV. von Preußen in den Jahren 1857-1863. Der König hatte bei einem seiner Besuche in der Pommerschen Provinz (seit 1815 gehörte Barth mit Neuvorpommern zu Preußen) die Marienkirche in einer weißen, nüchternen, von der Aufklärung geprägten Fassung (Renovierung von 1820/21) vorgefunden. Damals war auch die große Orgel der Berliner Firma Buchholz eingebaut worden.
Unter der Leitung des Schinkelschülers Friedrich August Stüler (1800-1865) erfolgte nun eine Gestaltung im Stile der Neogotik und im Sinne von Romantik und Pietismus. Nach seinen Entwürfen wurden Altar mit Baldachin, Kanzel, Emporen, die Ausmalung und die ornamentale Gestaltung sowie ein neuer Orgelprospekt angefertigt. Die verzierte Kanzelabdeckung, in Form eines reich gegliederten Turmes, fertigte der Barther Tischleraltmann Schlie. Die Bilder der 12 Apostel im Altarraum sowie die Darstellung der Geburt und Himmelfahrt Christi im Triumphbogen stammen von Karl Gottfried Pfannschmidt (1819-1887). Es sind echte Fresken des Künstlers, der zur Malergemeinschaft der Nazarener gehörte.
Zum ältesten Interieur der Barther St.-Marien-Kirche gehört die große Tauffünte, ein Rotguss aus der Zeit nach 1360. Sie steht unter der Kanzel und ist die einzige erhaltene Bronzetaufe Vorpommerns. Das achteckige Fass zeigt Menschen- und Tierköpfe. In den gotischen Giebelreihen auf den Seiten sind jeweils paarweise Apostel, Heilige und Gruppen aus biblischen Geschichten zu sehen.
Den Mittelgang der Kirche zieren drei Kronleuchter aus Messing. Der mittlere ist wohl ein Geschenk des Bürgermeisters Kaspar Kümmelberg (1577-1655), eines Sohnes dieser Stadt. Sein Grabstein liegt nahe der Fünte. Die anderen beiden Leuchter beschaffte die Kirchengemeinde 1589 und 1590 von dem Stralsunder Gelbgießer Dominicus Slodt. Hierfür wurde der Deckel des Tauffasses eingeschmolzen. In dieser Zeit (von 1574 bis 1603) residierte Bogislaw XIII. als Pommernherzog in Barth. Eine Orgel, eine Glocke, Leuchter und anderes in St. Marien gehen auf seine Förderung zurück. Die Barther fürstliche Druckerei hat er aufgebaut, aus der der erste Pommersche Bibeldruck (1584-88), der Druck der Kirchen- und Schulordnung, der Bugenhagen’schen „Passionsharmonie“ u.v.m. hervor ging.
Von den Grabplatten im Langhaus zeigen einige die Hausmarken der hier beigesetzten Barther Familien. Die fünfteilige Gedenktafel mit 286 Namen von Gefallenen des 1. Weltkrieges wurde vom damaligen Kriegerverein gestiftet.
In der nördlichen Turmseitenhalle (2005 restauriert) befindet sich die kirchengeschichtliche Sammlung. Zu den Schätzen dieser Kirche gehört auch eine alte ca. 4000-bändige Kirchenbibliothek.
Der Kirchturm ragt 80 Meter auf, 180 Stufen führen zur Aussichtsebene in ca. 55 m Höhe. Wo die Zifferblätter der alten Turmuhr über die Stadt schauen, kann auch der Besucher in die vier Himmelsrichtungen blicken.
Die Glocken im Turm bilden seit dem 1. Advent 2005 ein fünfstimmiges Geläut.
Die größte Glocke (a0) wurde zuletzt 1911 umgeschmolzen. Sie geht jedoch auf eine Stiftung von Bogislaw XIII. von 1585 zurück (zweitgrößte Bronzeglocke Vorpommerns).
Von 1925 bis 1997 läuteten daneben 2 Eisenglocken als Ersatz für die im 1. Weltkrieg eingeschmolzenen Bronzeglocken. Diese mussten wegen Ermüdung des ungeeigneten Glockenmaterials still gelegt werden. In den Jahren zwischen 2000 und 2005 konnten wider alle Erwartungen vier Glocken angeschafft werden: d1 (2005 in Karlsruhe gegossen) durch Erbschaft einer Barther Bürgerin, e1 (2000 in Heilbronn gegossen) durch eine maßgebliche Förderung der Stadt Barth, fis1 (1975 in Apolda gegossen) als Ankauf aus dem Bestand des Greifswalder Domes und a1 (2005 in Karlsruhe gegossen) ebenfalls aus der gen. Erbschaft.
Mit der Neueindeckung der gesamten Dachfläche, des Turmes und des Dachreiters erfolgte von 1992-1996 eine Außenrenovierung, wobei sich auch am Dachstuhl umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig machten. Dabei wurde auch das Mauerwerk an Turm und Kirchengebäude saniert. Fünf Fenster konnten bisher neu aufgemauert und verglast werden (West- und Nordseite).
Nach neuem Geläut, restaurierter Orgel und Turmseitenhalle steht nun die Erhaltung und Restaurierung des großen Kircheninnenraumes an. Die Restaurierung der Kirche ist das Anliegen des Kirchbauvereins St. Marien Barth e.V.